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Freiwillige zwischen den Welten

Das Freiwilligenjahr ist vorbei und doch geht es weiter! Wendy bleibt länger in Erfurt


Seit August 2019 absolviert Wendy Ramírez Pino aus Kolumbien einen Freiwilligendienst beim CVJM Erfurt. Warum sie nun länger in Deutschland bleibt und was sie bisher gelernt hat, erzählt sie hier:

 

Wendy Ramírez Pino, Freiwillige aus Kolumbien

Wendy Ramírez Pino aus Kolumbien macht einen Freiwilligendienst in Erfurt

 

„Ein Jahr verändert viele Dinge.“ Das wurde mir gesagt, bevor ich diese Reise begann. Mein Name ist Wendy Ramírez Pino und ich bin ehrenamtlich Mitarbeitende beim CVJM Quindío.

Als ich mich beim CVJM Erfurt für ein Volontariat beworben hatte und ausgewählt wurde, hatten wir einen Plan. So wie vermutlich alle Menschen auf der Welt. Aber der Plan erlebte im Februar 2020 «kleine» Veränderungen, die durch Covid-19 verursacht wurden.

Ich war in einem meiner Freiwilligendienst-Seminare (als Freiwillige nehmen wir in unserem Jahr an einer Reihe von Seminaren teil), als in Deutschland die nationale Quarantäne verordnet wurde. Deshalb wurde mein Seminar ausgesetzt und wir kehrten in unsere Städte zurück.

 

Ab da änderte sich die Arbeit völlig: Wir begannen mit Online-Arbeiten und Live-Übertragungen unserer Workshops. Dann wurde langsam alles wieder "normaler", bis wir im Sommer endlich die Sommerferien erlebten. Nicht so, wie es geplant war, aber wie wir es unter den gegebenen Umständen umsetzen konnten. Dann nahte das Ende meines Jahres als Freiwillige. Mein letztes Seminar war online, wir verabschiedeten uns in dem Glauben, dass wir uns nie wiedersehen würden.

 

Dann kam die Covid-Krise nach Lateinamerika und damit in meine Heimat. Die Quarantäne, die Schließung von Schulen und Universitäten und das Online-Arbeiten wurden eingeleitet und schließlich wurden auch die Grenzen und Flughäfen geschlossen.

Ich hätte nicht gedacht, dass das Corona-Virus mein Land so stark beeinträchtigen würde. Ein paar Wochen vor Ende meines Freiwilligenjahrs wurde uns mitgeteilt, dass es keine Rückflüge gibt, wir müssen unseren Aufenthalt hier bis Oktober verlängern. Wieder ein paar Wochen später sagt man mir, ich müsse bis Februar bleiben.

 

Glücklicherweise unterstützt mich der CVJM weiterhin und ich kann mein Freiwilligenjahr bis dahin verlängern. Jetzt habe ich die Möglichkeit, an einem anderen Projekt teilzunehmen: Unterstützung an der IGS (Integrierte Gesamtschule) Erfurt. Ich bin sehr aufgeregt, meine Aufgaben sind die Unterstützung in der sechsten Klasse, die Mittagpause und die Durchführung von Workshops am Nachmittag in unserem Schülerclub. Ich freue mich sehr, dass ich an einem anderen Projekt arbeiten kann und hoffe, dass ich es gut machen werde.

 

Wendy Ramírez Pino beim Bogenschießen

Wendy Ramírez Pino beim Bogenschießen

 

Einige Leute fragen mich, ob ich glücklich bin, noch ein wenig länger in Deutschland zu bleiben: Die Antwort ist nicht einfach. Auf der einen Seite bin ich natürlich glücklich. Ich lerne eine neue Sprache, lebe in einer anderen Kultur, arbeite an einem schönen Projekt und habe die Möglichkeit, einen Job zu haben, den ich genieße. Aber auf der anderen Seite vermisse ich meine Familie, verbringe ein weiteres Weihnachten weit weg von zu Hause, und ich bin sehr besorgt über die aktuelle Situation in meinem Land.

 

Aber ich vertraue auf Gott. Ich weiß, dass er meinem Leben einen Sinn gibt. Es sind Herausforderungen und neue Möglichkeiten. Als Kolumbianerin weiß ich, wie schwierig es ist, einen Job zu finden und vor allem einen, den man gern macht. Deswegen bin ich dem CVJM sehr dankbar für diese schöne Gelegenheit.

 

Ich werde mein Bestes geben, um bei meinem neuen Projekt gute Arbeit zu leisten. Ich hoffe, dass ich mehr von der deutschen Sprache lernen kann und dass die Welt die durch das Corona-Virus ausgelöste Krise bald überwindet.

 

Zuerst dachte ich, ein Jahr kann mich nicht sehr ändern. Aber wenn ich jetzt alles im Rückblick betrachte, sehe ich, wie groß ich geworden bin. Dieses Jahr war für niemanden einfach, aber es gab mir große Lehren und eine große emotionale, spirituelle und berufliche Entwicklung. Dank an den YMCA Quindío und den CVJM Thüringen, die mir diese große Chance ermöglicht haben.

 

Wendy Ramírez Pino, Volontärin im CVJM Thüringen und im TRAINEE-Team 2019/2020