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Angenommen! Die Jahreslosung 2022 und der CVJM

[Gedanken zur Jahreslosung von Hansjörg Kopp]

Jahreslosungskarte 20221. Zum Bibeltext: Ein „Herzlich Willkommen“ fühlt sich anders an, oder?

Beim ersten Lesen bin ich unsicher, ob das wirklich eine herzliche Einladung Jesu ist. Wie klingt die in den Ohren der Müden, gefühlt Ungeliebten, an sich selbst und anderen Zweifelnden, Enttäuschten und Enttäuschenden?

Sagt Jesus hier: „Herzlich willkommen“ oder heißt das nicht eher: „Okay, ich schicke dich nicht weg.“ Wo ist der Jesus, von dem mir so oft erzählt wurde und von dem ich so oft erzähle, der sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben“ (Mt 11,28) oder der sich selbst beim Zolleinnehmer Zachäus einlädt und sagt „Ich will in deinem Haus Gast sein“ (Lk 19,5), weil er alle Menschen liebt?

Ich merke, diese Jahreslosung piekst mich, sie ist nicht einfach, nicht geschmeidig, sie irritiert, schließlich klingt es bereits in der für die Jahreslosung gewählten Einheitsübersetzung nicht wie eine fröhliche, freundliche Einladung Jesu. Sie klingt nicht nach „offenen Armen“ oder „herzlich willkommen, schön, dass du da bist!“

Es ist die große Einladung Jesu, die allen gilt

Schaut man genauer hin, dann bestätigt sich schnell, was auch andere Bibelübersetzungen formulieren. Wörtlich sagt Jesus: „Den werde ich nicht hinauswerfen“ (griech. Ekballo).

Wer zur Zeit Jesu von seiner Familie oder aus der Stadtgemeinschaft verstoßen wurde, war letztlich schutzlos. Sich außerhalb der Stadtmauer zu befinden, war überaus dramatisch. Denn dort, draußen vor dem Tor, war die eigene Existenz zutiefst gefährdet.

Jesus wird diejenigen, die zu ihm kommen, nicht hinausstoßen.

Nur, wie lässt sich dies mit der Liebe Gottes, von der wir so gern erzählen, in Einklang bringen? So oft reden wir (zurecht) davon, dass Gott alle Menschen liebt, wie sie sind. Was ist nun also hier? Ein Blick in den Zusammenhang hilft.

Die große Zusage Gottes

Noch stärker als das Verb abweisen/hinausstoßen ist im griechischen Originaltext das kleine Wort „nicht“. Wir können die Kraft dieses Wortes in der deutschen Sprache gar nicht ausdrücken. Jesus verwendet die stärkste mögliche Verneinung.

„Auf gar keinen Fall“ oder „niemals“ würde in unseren Worten dem am nächsten kommen, was Jesus sagt. Er wird niemanden abweisen! Niemals! Die Jahreslosung spricht also mindestens auf den zweiten Blick die große Einladung Gottes aus. Gewiss, sie hätte feiner, zugewandter, freundlicher formuliert sein können. Aber sie gilt – allen!

Darin steckt die wunderbare Aufgabe, wenn wir über die Jahreslosung reden.

Gottes Einladung gilt allen Menschen, sie ist unbegrenzt, uneingeschränkt. Auch das steckt in diesen wenigen Worten Jesu. Wenn für Jesus eines unumstößlich gilt, dann seine grenzenlose Liebe, die allen Menschen gilt.

2. Die Jahreslosung im CVJM. Unser USP: angenommen, absolut!

Selten hat eine Jahreslosung wohl so unmittelbar in die Lebenswirklichkeit junger Menschen gesprochen. Die Thematik, abgewiesen zu werden bzw. angenommen zu sein, durchzieht den Alltag. Wie bedingungslos und verlässlich ist die Liebe der Eltern? Welchen Stand habe ich in meiner Clique, wer „liked“ meinen Post, meine Story, mein Foto? Und es ist nicht das Thema einer Generation, sondern ein Lebensthema. Wie stark sind viele Menschen von dem abhängig, wie andere sie bewerten, wie sehr schmerzt es, abgewiesen zu werden? Und das nicht nur von der großen Liebe.

Christliche Jugendarbeit darf ein Ort sein, an dem junge Menschen ein bedingungsloses Ja erfahren, auch wenn Mitarbeitende dadurch hin und wieder stark herausgefordert sind. Denn das Besondere, der USP, der sogenannte „unique selling point“, unser Alleinstellungsmerkmal, ist doch, dass Gott niemanden abweist. Wie gelingt es uns, dass junge Menschen genau davon erfahren?

Sichtbar „eingeladen“

Häufig schaffen unsere Räume und Gebäude bereits so viel Distanz, dass sich Fremde kaum eingeladen fühlen. Wie oft stehen in Gemeindehäusern Sofas, die in Privathäusern ausrangiert wurden? Menschen kaufen sich neue Sitzgelegenheiten und geben die alten Möbel großzügig in die Jugendarbeit.

Warum? Es herrscht oft die Meinung: „Für die jungen Leute reicht’s!“ Damit ist niemand abgewiesen. Stimmt! Aber wirklich willkommen geheißen auch nicht. Also: ran an Wandfarbe, neuen Bodenbelag und andere Möbel. Seid mutig und großzügig! Gleiches gilt für die digitalen Räume, die wir gestalten.

3. Gebet

Barmherziger Gott, du weist niemanden ab. Bei dir sind alle willkommen.

Liebender Gott, deine Liebe ist grenzenlos und dabei nicht beliebig. Du stößt niemanden hinaus, der bei dir sein will.

Du bist nicht immer leicht zu verstehen. Wie du bist, übersteigt meinen Verstand. Aber es tut gut, bei dir zu sein.

Angenommen statt abgewiesen. Herzlich empfangen statt vor die Tür gesetzt. So will ich auch sein und bitte dich, dass es mir gelingt bei Mitschülerinnen und Mitschülern, Nachbarinnen und Nachbarn, in der Familie bei Fremden und in CVJM.

Mache uns mutig, leidenschaftlich, liebevoll. Gib uns Kraft, deine Liebe in dieser Welt zu teilen. Amen.

Hansjörg Kopp, Generalsekretär CVJM Deutschland