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Neuigkeiten (Archiv)

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Jahresbrief des CVJM-Gästehauses Victoria

[Ein Beitrag von Dominik Klee]

Liebe Gäste, liebe Freundinnen und Freunde des Hauses,

„Lockdown“ – wer hätte gedacht, dass dieser Begriff eines der prägenden Wörter des Jahres werden würde? Die Corona-Pandemie beeinflusst weltweit weiterhin stark unser aller Alltag und stellt uns weiterhin vor große Herausforderungen. Schauen wir auf dieses Jahr, so scheint es mitunter, dass es uns mit vielen Extremen herausgefordert und durchaus in die Schranken gewiesen hat.

Winterlicher Gruß von der Insel Borkum

Winterlicher Gruß von der Insel Borkum

Ein „immer weiter so“, das zeigt uns die aktuelle Lage in vielfältiger Weise sehr eindrücklich, wird es nicht mehr geben:

Weiterhin gehen in Honkong tausende Menschen für Demokratie auf die Straßen und sehen sich mit immer mehr Staatsgewalt konfrontiert.

Jahrhundertbrände in den USA, Australien und Sibirien sind weitere Boten klimatischer Veränderungen.

Ausgehend von den USA bildeten sich weltweit Proteste gegen rassistisch-motivierte Polizeigewalt. In den Vereinigten Staaten führten mehrere Fälle von Polizeigewalt zu tagelangen, teils schweren Unruhen und nächtlichen Ausgangssperren. Auch die aktuelle Präsidentschaftswahl in den USA stellt die Demokratie augenscheinlich vor neue Herausforderungen, die lange Zeit nicht vorstellbar waren.

Infolge der Präsidentschaftswahl in Weißrussland kam und kommt es landesweit zu den größten Protesten in der Geschichte des Landes.

Die Flüchtlingskatastrophe in Moria, Hungerkatastrophen in Afrika, der Krieg in Syrien, der neu aufgekommene Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien, der schwelende Ukrainekonflikt, die jüngsten Terroranschläge in Frankreich und Österreich: Dies sind nur ein paar wenige, weitere Krisenschauplätze dieses Jahres.

Und dann eben noch die eingangs erwähnte globale Gesundheitsherausforderung. Jeden von uns trifft die Krise ganz unterschiedlich persönlich – Unsicherheit prägt die Welt, berufliche Existenzen sind stark gefährdet, Krankheit, Hilflosigkeit und Überforderung sind omnipräsent. Dazu schotten sich Staaten ab, die Kultur der „Offenen Tür“ wird immer mehr begrenzt, Verunsicherung breitet sich aus und es entsteht mehr und mehr Raum für Verschwörung und Hetze. Man ist geneigt zu fragen: Wo ist die gelobte, postulierte Solidarität, wo ist der Blick für den Mitmenschen? Und doch ist sie da, in so bunter, vielfältiger Weise. Tafelarbeit, ehrenamtliches Engagement und eine Vielzahl spontaner Initiativen, die verbinden, wo Hoffnungslosigkeit herrscht – in Deutschland und weltweit.

All das passt dann doch auch wieder zur Weihnachtsgeschichte. Jesus kam in einem Stall zur Welt, am Rand der Gesellschaft – alle anderen Türen waren verschlossen. Das Land war in Aufruhr. Auch damals gab es Nöte und Missstände. Hinein in das Chaos dieser Welt hat Gott seinen Sohn gesandt, um uns Hoffnung und Zuversicht zu bringen. Das Elend dieser Welt ist nicht weniger spürbar, aber die Zuversicht auf ein gutes Ende (oder ist es doch erst der Anfang?), die wurde uns aus Gnade gegeben.

Das CVJM-Gästehaus Victoria auf Borkum (Bildnachweis: Johannes Hahn)

Das CVJM-Gästehaus Victoria auf Borkum (Bildnachweis: Johannes Hahn)

Wo können wir selbst den Unsicherheiten begegnen, wo können wir offen Verschwörungen entgegentreten und unseren Nächsten helfen? Wo können wir auch uns selbst einschränken? Vielleicht empfinden wir es letztendlich gar nicht als Einschränkung, sondern können daraus gewinnen? Wo können wir Solidarität und Nächstenliebe zeigen und das Weihnachtswunder ganz erlebbar weitergeben? Wo und wie können wir Gemeinschaftsgefühl und Geborgenheit ausstrahlen und Licht in der Dunkelheit anderer oder auch für uns selbst sein? Ich wünsche uns allen, dass wir in Anbetracht all dieser Krisenherde nicht die Menschlichkeit verlieren, uns den Blick für den Nächsten bewahren und uns auch weiterhin selbst reflektieren!

Und auch wenn es viele von uns gibt, denen Krankheit, Angst und Nöte so gar keine Hoffnung und Zuversicht ermöglichen, wünsche ich ganz besonders dann, dass sie Menschen finden und dass wir zu solchen Menschen werden, die auch jetzt zeigen: Du bist nicht allein! Leid und Not bleibt uns nicht erspart, doch können wir stets Gewissheit haben, dass Gott mit uns ist in dieser Welt und uns das ewige Leben versprochen hat.

Für uns als Gästehaus liegt eine herausfordernde Saison hinter uns. Dank großartigem Teameinsatz und der Hinnahme von Kurzarbeit und weiteren Maßnahmen ist es uns gelungen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise so aufzufangen, dass wir Ihnen auch nächstes Jahr ein Zuhause auf der Insel bieten können. Vielen Gästen mussten wir dieses Jahr absagen, viele konnten nicht kommen. Vielen Dank auch an Sie, die trotz eigener Herausforderungen auch an uns gedacht haben.

Der Winter 2020/2021 steht bei uns nun ganz im Zeichen der geplanten Renovierung unseres Haupthauses. Nach über 30 Jahren werden unter anderem die Gästezimmer, Flure und Treppenhäuser von Grund auf neu gestaltet. In dieser Krisenzeit möchten wir bewusst an diesem Umbau festhalten – auch um deutlich zu machen, dass es weitergeht und auch Sie, liebe Gäste, weiterhin ein Zuhause auf der Insel haben!

So kamen für uns dieses Jahr alle Pläne anders als erwartet, manche Sorgen blieben und bleiben uns nicht erspart. Und doch steht die Zuversicht, dass Gottes Gnade und Segen bereits mit uns in dieser Welt ist sowie seine Zusage des ewigen Lebens. Ganz im Sinne Dietrich Bonhoeffers möge der erste und auch der letzte Augenblick des Tages Gott gehören:

„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

 

Bleiben Sie gesund und behütet!

Dominik Klee und das gesamte Team des CVJM-Gästehauses Victoria