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Neuigkeiten (Archiv)

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Ein Rückblick auf ein außergewöhnliches Jahr

[Ein Beitrag von Julia Eith]

Wenn ich momentan im Speisesaal des CVJM-Tagungshauses in Kassel stehe und die hochgestellten Stühle sehe, die Stille im Haus fühle, kein Lachen von Gästen und kein Klappern von Tellern aus der Küche höre, fühle ich die Leere ganz deutlich hier im Haus. Mein Herz blutet.

Speisesaal des CVJM-Tagungshauses

Julia Eith, Hausleiterin des CVJM-Tagungshauses in Kassel, im leeren Speisesaal

Es ist kalt, die Betten sind mit Wolldecken zugedeckt. Die Heizungen sind fast auf null gedreht, die Tagungsräume sind dunkel. Die Klingel an der Rezeption steht still. Keiner fragt nach neuen Moderationskarten oder danach, was es heute Leckeres zum Mittagessen gibt. Mir fehlt das tägliche „Guten Morgen“, wenn ich zur gemeinsamen Besprechung in die Küche komme.

Der Gedanke daran, dass meine Kolleginnen nun schon im achten Monat zur Kurzarbeit angemeldet sind, sitzt tief in mir. Menschen, die es gewohnt sind, viel zu bewegen, die immer auf Achse sind und mit kreativen Ideen unser Haus mit Leben füllen, halten nun die Füße still und warten darauf, dass es wieder weitergeht.

Was war das für ein Jahr?

Die Corona-Pandemie hat uns alle getroffen. In jedem Lebensbereich haben wir uns eingeschränkt, verzichtet und aufgepasst, wo wir nur können. Die Kontakte wurden weniger oder sogar ganz eingestellt.

Bei uns im Tagungshaus startete das Jahr 2020 mit einer sehr guten Belegung und viel Vorfreude auf das gut gebuchte Jahr. Der Belegungskalender war gefüllt mit den unterschiedlichsten Gruppen: vom Hospizverein über Parteien bis hin zu vielen internen CVJM-Gruppen, die das Haus mit Leben füllen sollten.

Die Unsicherheit war sehr groß, als wir ab 16. März in den ersten Lockdown starteten und unser Tagungshaus bis 18. August schließen mussten. Wann geht es weiter? Wie geht es weiter?

Dass das Zusammentreffen von Menschen nun gefährlich sein soll, man sich bei Kontakt anstecken kann, war in der ersten Zeit unvorstellbar. Viele unserer Gästegruppen leben vom persönlichen Austausch, von der Begegnung und den Gesprächen. Nun mussten sie kreativ werden und viele neue Ideen, wie Begegnungen stattfinden können, entstanden in dieser Zeit.

Wir konnten den Lockdown im Haus nutzen, um Dinge, für die wir noch nie Zeit hatten, zu erledigen. Die Zimmer im ersten Stock wurden gestrichen, alle Silikonfugen im ganzen Haus ausgetauscht. Wartungen, Reparaturen und Grundreinigungen fanden in dieser Zeit ihren Platz. Das Internet wurde verbessert, und wir setzten uns intensiv mit den aktuellen Corona-Verordnungen auseinander. Das Haus wurde mit Schildern ausgerüstet, Abstandsbänder sowie Masken und Desinfektionsmittel wurden verteilt und wir informierten uns über den Unterschied zwischen Stoß-, Quer- und Kipplüften.

Worte wie „Beherbergungsverbot“, „Stornierungsrechnung“, „Hygienekonzept“ oder „Corona-Verordnung der hessischen Landesregierung“ kann ich mittlerweile fast rückwärts buchstabieren.

Am 18. August durften wir dann endlich wieder die erste Gästegruppe empfangen und bis Ende Oktober war wieder Leben im Haus. Gästegruppen reisten an, hielten Tagungen und Seminare ab. Es war wieder so, wie ein Gästehaus sein soll: voller Leben.

Doch nach elf Wochen fiel die Eingangstür dann notgedrungen wieder laut ins Schloss und der Schlüssel wurde umgedreht. Bis auf Weiteres ist es wieder still im Haus.

Ein Lockdown ist noch lange kein Knockout. Es ist eine Zeit des Durchhaltens, eine Zeit, in der wir hoffen dürfen, auf das, was kommen mag:

Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. (Römer 8,25)

Wir sind zuversichtlich: Die weißen Laken liegen auf der Essenstheke und warten nur darauf, wieder abgenommen zu werden. Die Kaffeetassen stehen bereit, um wieder gefüllt zu werden. Unser Tagungshaus steht nicht still, es ruht sich nur eine Weile aus, um dann wieder seine Tür öffnen zu können.

In diesem Sinne möchten wir uns bei allen Gästen bedanken für die Wünsche, für die Anrufe mit der Frage, wie es uns geht, und für die langjährige Treue. Wir wünschen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und freuen uns schon sehr darauf, Sie und euch bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen.

Julia Eith und das Team des CVJM-Tagungshauses Kassel