CVJM und Gemeinde

Verständigung des CVJM in Deutschland

Der CVJM ist in Deutschland (wie in anderen Ländern auch) keine verfasste Kirche oder Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR), sondern organisiert sich als Verein und ist freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Es ist auch zukünftig nicht Ziel des CVJM, Kirche in einem formal­rechtlichen Sinne zu werden.

Gleichzeitig ist der CVJM seit seinen Anfängen im 19. Jahrhundert auch eine geistliche Sammlungs­bewegung vorrangig für junge Menschen. Er ist somit Ekklesia im Sinne des Neuen Testaments. Dies gilt für den YMCA, ausgehend von seiner Gründung in England, wie auch für die Jünglingsvereine in Deutschland. Im Vordergrund seiner Programme und Versammlungen
steht im Wesentlichen die Aneignung, Vertiefung und Ausbreitung des christlichen Glaubens. Ebenso ist der Dienst an der / am Nächsten von Beginn an zentrale Wesensäußerung des CVJM.

In Deutschland lebt der CVJM als freies Werk eine besondere Nähe zur Evangelischen Kirche. Diese wird z. B. in entsprechenden Mitgliedschaften (aej, AMD, Diakonie etc.) sichtbar. Zugleich ist der CVJM eine über­konfessionelle Bewegung. Wir wissen um diesen besonderen Schatz und den damit verbundenen Gestaltungsauftrag. Zusammen mit allen Gliedern am Leib Christi wirken wir nach unseren Gaben und Möglichkeiten am Bau des Reiches Gottes mit.

In den letzten Jahren haben sich im (evangelisch-)kirchlichen Bereich Formen von Gemeinde stark erweitert. Unter den Stichworten Fresh X, Erprobungsräume etc. sind eine Vielzahl von Gemeindemodellen neben den klassischen Parochial­gemeinden entstanden. Hiermit hat sich auch für den CVJM ein kirchenrechtlicher Raum eröffnet, Gemeinde zu sein.

CVJM wurden und werden von Kirchengemeinden bzw. regionalen und überregionalen kirchen­leitenden Gremien aktiv mit gemeindlichen Aufgaben betraut oder gebeten, solche zu übernehmen.

Ebenso gehören zum CVJM seit Langem sogenannte verbindliche Mitarbeitenden-Gemeinschaften oder -gemeinden. Gottesdienste werden in großer Selbstverständlichkeit gefeiert. Zahlreiche CVJMer/-innen würden auf die Frage nach ihrem geistlichen Zuhause den CVJM nennen.

Auch das Zusammenwirken zwischen Orts­gemeinde und CVJM verändert sich: An vielen Stellen gelingt der Übergang zwischen CVJM und Kirchengemeinde nicht mehr, die wünschenswerte Beheimatung junger Erwachsener bleibt meist aus. Unter den Engagierten verlassen nicht wenige auf der Suche nach einer „passenden“ Gemeinde den Bereich der Landes­kirche, andere verlieren den Anschluss an eine Gemeinde grundsätzlich. Beides ist für die CVJM-Gemeinschaft immer mit einem Schmerz verbunden, der weit über den Verlust von deren Potential als Mitarbeitende hinausgeht. Viel mehr sind der Wunsch und die Suche junger Menschen nach geistlicher Heimat (auch im CVJM) positiv zu würdigen.

In den genannten Entwicklungen sehen wir einen Auftrag für den CVJM. Diesen wollen wir unter Berücksichtigung lokaler und regionaler Rahmenbedingungen verantwortungsvoll umsetzen.

So sind z. B. entsprechend erforderliche Vereinbarungen zum Umgang mit Gottesdiensten, Kasualien und Sakramentsverwaltung bei Bedarf zwischen den Verantwortlichen des lokalen CVJM bzw. den Mitglieds­verbänden des CVJM Deutschland und den jeweiligen zuständigen Gremien und Personen vor Ort bzw. den entsprechenden Landeskirchen innerhalb der EKD zu treffen. Der CVJM Deutschland kann entsprechende Prozesse begleiten und unterstützen.

Mit dieser Verständigung bestätigen wir neu unseren Auftrag zur Einheit der Christinnen und Christen, den sich der CVJM als weltweite, überkonfessionelle Bewegung zu eigen gemacht hat (Johannes 17,21).

Verabschiedet im Oktober 2021 von der Mitgliederversammlung
des CVJM-Gesamtverband in Deutschland e. V.