Kommentar zu den Leitlinien des CVJM

Hinweis: Die Punkte beziehen sich jeweils direkt auf die entsprechende Leitlinie.

  1. Die Pariser Basis ist für uns nach wie vor klare Wegweisung für alle CVJM-Arbeit, nicht nur ein historisches Erinnerungsstück. Sammlung und Sendung sind die beiden Pole dieses "Mission Statements". Als Mitarbeitende verbindet uns ein biblisch-orientiertes Bekenntnis zu Jesus Christus. Die Nachfolge Jesu wollen wir gemeinsam leben. Alle Dienste im CVJM müssen sich daran messen lassen, ob die das Reich Gottes unter jungen Menschen ausbreiten.
    Diese Gemeinsamkeit ist uns so wichtig, dass wir Unterschiede, auch Gegensätze selbst in wichtigen theologischen oder politischen Meinungsfragen aushalten wollen.
  2. Die Mitarbeitergemeinschaft ist Glaubens-, Lebens- und Dienstgemeinschaft und insofern Gemeinde Jesu Christi im Sinne des Neuen Testamentes. Mitarbeitergemeinschaften dienen nicht zuerst der Vorbereitung von Programmen. Zuerst bieten sie den Raum für gemeinsames Leben der Christen im CVJM. Die Konzentration auf die Verbundenheit durch Jesus ermöglicht uns, die Gemeinschaft der Christen über Konfessionsgrenzen hinweg zu leben.
    Gemeinsames Bibelstudium, Gebet, Seelsorge, Gottesdienst und Mahlfeier sind wesentliche Elemente der Mitarbeitergemeinschaft. Die Gottesdienstnot der Kirchen macht es immer häufiger nötig, dass CVJM ergänzende Gottesdienstangebote machen. Wir können nicht hinnehmen, dass junge Christen ohne regelmäßige Gottesdienste leben.
  3. Der CVJM bietet durch die Vereinsform die strukturelle Möglichkeit, dass Christen ihren Gaben entsprechend verbindlich Verantwortung übernehmen. Dadurch fördert der CVJM das "allgemeine Priestertum aller Gläubigen". Der CVJM muss sich allerdings selbst davor hüten, dass er durch "Sekretärsklerikalismus" die Fehler der "Pastorenkirche" wiederholt. Die Aufgabenverteilung in der Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen muss entsprechend den verschiedenen Begabungen klar definiert werden.
    Konflikte zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen dürfen nicht verdrängt, sondern müssen durch Offenheit und vereinbarte Verfahren bearbeitet werden.
  4. Im CVJM folgen wir dem Grundsatz "Offene Mitgliedschaft, christliche Leiterschaft". Wir setzen ein klares Bekenntnis zu Christus bei den Mitarbeitenden voraus, bzw. wir streben es an. In unseren Programmen wollen wir Grenzen bewusst durchbrechen und Menschen gemeinsam willkommen heißen, die sonst in der Gesellschaft getrennt leben.
  5. Wir müssen bei den Menschen, die noch nicht an Jesus Christus glauben, das Recht erwerben, gehört zu werden. Menschliche Beziehungen, die Wertschätzung ausdrücken, sind die Voraussetzung für eine glaubwürdige Mitteilung des Evangeliums von Jesus Christus. Der Kontext der gelebten Zuwendung und der Klartext der ausdrücklichen Mitteilung des Evangeliums gehören zusammen.
    Obwohl im CVJM Menschen aller Altersgruppen willkommen sind, liegt der Schwerpunkt der CVJM-Arbeit auf den Altersgruppen der jungen Erwachsenen, der Jugendlichen und der Kinder.
  6. In der Gemeinschaft der Christen soll jeder erfahren, dass er bei Gott und Menschen unabhängig von seiner Leistung wertvoll ist. Wertschätzung erfahren Menschen allerdings häufig dadurch, dass sie gebraucht werden. Der Ruf in die Mitarbeit ist Teil des Evangeliums. Gott will uns alle als seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebrauchen. Wer Jesus nachfolgt ist Körperteil am Leib des Jesus Christus und hat eine seinen Gaben und Grenzen entsprechende Aufgabe. Die Gaben müssen entdeckt und trainiert werden. Hier liegt die besondere Verantwortung der Leiter.
  7. Wir überlassen den Ausdruck "ganzheitlich" nicht der Esoterik. Wer nur das halbe Problem sieht, kann keine ganze Lösung finden. Die Gottesbeziehung ist für den Menschen grundlegend wichtig und keine entbehrliche Zutat. Wir müssen in allen Formen der Arbeit den ganzen Menschen als Beziehungswesen im Blick haben.
  8. Weil der Mensch ein Beziehungswesen ist, gehört die Mitgestaltung der politischen Verhältnisse zu unserem Auftrag. Wir erwarten von der Politik nicht die Lösung aller Probleme des Menschen, aber wir arbeiten für bessere gesellschaftliche Rahmenbedingungen, damit das Leben junger Menschen gelingen kann.
    Zugleich sehen und stärken wir junge Menschen als Subjekte politischen Handelns. Sie sollen so früh wie möglich ihren Begabungen entsprechend Verantwortung für das gemeinsame Leben der Menschen übernehmen lernen.
  9. Die Zusammenarbeit im Weltbund und im Europäischen Bund der CVJM bietet jungen Menschen praktische Möglichkeiten zur Begegnung mit Menschen anderer Kulturen und zum Lernen durch Mitarbeit in Programmen der CVJM weltweit. Diese Erfahrungen helfen, die Probleme mit Menschen aus anderen Kulturen in unserem Land zu sehen und zu bewältigen.
    Zum Christsein gehört grundsätzlich der Horizont der Weltmission. Weil Jesus Christus der Retter und Herr der ganzen Welt ist, wollen wir teilhaben an der Weitergabe der Liebe Gottes in Wort und Tat.